Wo Kaffee Kultur wird
Jedes Jahr habe ich denselben Eindruck: eben ist noch alles grün und schwupps überall Herbstfarben und fallende Blätter. Leuchtende Lichtspiele in den Gängen und Höfen, an den Ufern der Trave und der Wakenitz. Mich führt der Weg heute ins Café Konvent direkt am Dom. Die imposanten Doppeltürme des Bauwerks weisen den Weg. Die Kunstschätze im Dom, die bereits einmal Thema eines Blogartikels in den Lübeck ZWISCHENZEILEN waren, sind heute jedoch nicht unser Ziel. Uns steht der Sinn nach Kaffeeduft.
Wir starten am vielfach beschriebenen Malerwinkel, spazieren an der Obetrave entlang und passieren die Hartengrube. Bei Hausnummer 13 biegen wir in „Kruses Hof“ ab, der in den „Grützmacherhof“ in der Effengrube 14 übergeht. Grütze bezeichnet übrigens in diesem Fall nicht die leckere Nachspeise aus Sommerbeeren, die nicht nur wir Norddeutsche kennen und lieben, sondern grobgemahlenes Getreide. Über Jahrhunderte war es ein leicht verfügbares und nahrhaftes Grundnahrungsmittel.
Ein Grützmacher war also eine Art Müller. Von hier aus sind es nur noch ein paar Schritte durch die Effengrube, die uns den Hügel hinauf zum Dom führen. Die Nordseite der Effengrube präsentiert sich als harmonisches Bauensemble, das vollständig erhalten geblieben.

Konvent CafÉ BY j.j. wALBAUM
Im Konvent Café by J.J. Walbaum bin ich gern, wenn mir der Sinn nach Rückzug steht. Denn es liegt ein wenig versteckt in den Räumlichkeiten des Lübecker Museums für Natur und Umwelt an der Musterbahn 8. Benannt ist es nach dem Arzt und Naturforscher J.J. Walbaum, der eine umfangreiche wissenschaftliche Sammlung zusammentrug. Selbige bildete den Grundstock für das Museum für Natur und Umwelt.

In der warmen Jahreszeit lässt es sich sehr gut draußen im Innenhof sitzen. Heute ziehen wir jedoch die Wärme des Cafés vor. Es empfängt uns mit einer betont schlichten und funktionalen Einrichtung. Der große Tresen bildet das Herzstück des langgestreckten Raums. Du findest deinen Platz an einem der robusten Holztischen. Es dominieren schwarze, weiße und naturfarbene Elemente.
Also gibt es auch hier drinnen keine Ablenkung vom Wesentlichen. Das wäre in meinem Fall mein Lieblingsbuch. Oder das Gespräch mit der Freundin. Das Arbeitsmeeting mit den Kolleg:innen. Zwischendurch fällt der Blick nach draußen. Hier gibt es nicht viel, das das Auge ablenkt. Backsteinrote Türme, lebendiges Purpur, leuchtendes Gold und feuriges Orange bilden die Kulisse.

Ort der Begegnung
Seit Sommer 2024 betreibt Julian Alm das Café. Ihn kennst du bereits von meinem Besuch in seinem Café Konvent bei St. Aegidien. Vielleicht erinnerst du dich an den Blogartikel ? Der Name Konvent steht für Julian für das „Zusammenpassen“ im Sinne eines harmonischen Miteinanders. Es ist ein Begriff mit klösterlichem Nachklang, aber auch viel weltlicher Wärme – ideal für ein Café, das sich als Rückzugsort und Treffpunkt zugleich versteht.
Küche mit Charakter
Das gastronomische Konzept setzt auf hochwertige, handwerklich gefertigte Produkte. Hier wie da stammt der Kaffee aus der eigenen Rösterei – fair bezogen, schonend verarbeitet, mit Bio-Milch oder veganer Alternative serviert. Und das Brot? Kommt täglich frisch aus der Konvent-Bäckerei, die von Bäckermeister Tim Sachau geführt wird – ein Lübecker, der Sauerteig als Handwerk versteht. Außen kross, innen saftig – aufgeschnitten als Stulle, belegt mit Ziegenkäse, Ei oder Avocado.

Ganz wunderbar finde ich, dass auch vegetarische und vegane Angebot auf der Karte stehen. Und dass bis 16 Uhr gefrühstückt werden kann. Kuchen gibt’s natürlich ebenfalls.
Immer ist er hausgemacht. Immer verführerisch.
Und immer schnell wegschnabuliert. Es lohnt sich also, nicht erst kurz vor Feierabend aufzutauchen!


