Loppis – Secondhand in Lübeck

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Barbara Schwartz

Liebgehabtes aus dem Norden

Secondhand-Shopping ist wie eine wunderbare Reise in die Vergangenheit, bei der jedes Stück seine eigene Geschichte erzählt. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, sorgen gebrauchte Schätze für einen Moment des Innehaltens – sie stecken voller Charakter. Sie sind ein Statement für Stilbewusstsein und Individualität. In Lübeck gibt es inzwischen mehrere Geschäfte und Online-Boutiquen, die mit ihrer Arbeit ein Zeichen für bewussten Konsum setzen.

Zu diesen gehört das Loppis in der Großen Burgstraße 25. Für die Lübeck ZWISCHENZEILEN berichtet mir die Inhaberin Daria Schulz bei einer Tasse Kaffee, wie es kam, dass aus einem reinen Hobby ein Unternehmen wurde, dem sie und ihr Lebensgefährte und Loppis-Partner Frank beinahe ihre gesamte Zeit und Liebe schenken.

Der Zauber des Neuanfangs

Daria und Frank haben sich mit ihrem Secondhand-Geschäft einen Traum erfüllt. Beruflich kommen sie ursprünglich aus ganz anderen Branchen: Daria ist Musiktherapeutin und Frank war lange bei einer bekannten Reederei in Lübeck beschäftigt. Die Idee, etwas Neues zu wagen und sich in der Lebensmitte nochmals neu zu erfinden und mit moderner skandinavischer Mode und Deko-Artikeln selbständig zu machen, kam nicht über Nacht. Sie reifte stetig und wurde insbesondere in Schweden genährt, wo das Paar regelmäßig die dortige Flohmarkt-Kultur erlebte. Loppis ist der schwedische Begriff für Flohmarkt. Und die stehen in Schweden hoch im Kurs. Besonders an den Wochenenden zieht es ganze Familien auf Märkte, die häufig in Scheunen und Garagen, oft aber auch unter freiem Himmel in Gärten oder auf Wiesen stattfinden. Man trinkt den einen oder anderen Kaffee – auch dies eine wahre Leidenschaft in Schweden, stöbert entspannt nach Dingen, die manchmal ausschließlich das eigene Herz erfreuen, und jubelt über einen Zufallsfund.

Die ganze Welt ist voller Sachen, da ist es doch notwendig, dass jemand sie findet.“

Astrid Lindgren

Folge deinem Herzen

Die Räumlichkeiten in der Großen Burgstraße waren ebenfalls solch ein Zufallsfund, der sich sofort richtig anfühlte. „Unser Bauchgefühl sagte, dass dies der richtige Ort für uns ist“, erinnert sich Daria. Es gibt Straßen in der Altstadt, die von weitaus mehr bummelnden Menschen besucht werden. Die Große Burgstraße strahlte aber etwas ganz Besonderes aus. Und der Erfolg gibt den Beiden Recht: seit der Eröffnung im Mai 2024 hat sich das Geschäft etabliert und erfreut sich einer wachsenden Kundschaft und einer wertschätzenden Nachbarschaft. Letzteres ist den Beiden ausgesprochen wichtig. Sie schätzen die Gemeinschaft in der Straße und fühlen sich dort bereits so richtig zugehörig. Auch wir waren für die Lübeck ZWISCHENZEILEN bereits in diesem Teil der Altstadt unterwegs.

Loppis Second hand-Boutique in Lübeck

Lagom: Die perfekte Balance

Zum skandinavischen Lebensstil gehört das Prinzip *Lagom*. Dieser schwedische Begriff bedeutet „nicht zu viel und nicht zu wenig“ oder „gerade genug“ und beschreibt ein Leben in Balance mit dem Fokus auf eine ausgewogene und nachhaltige Lebensweise. Er ist eng mit den Werten und Traditionen unserer nördlichen Nachbar:innen verknüpft. Auch der achtsame Umgang mit dem Gegenüber, das Gut-Zuhören-Können und das Nicht-Dauernd-Jammern gehören zu dieser imponierenden Haltung.

Daria könnte demnach eine Schwedin sein. Sie strahlt nämlich diese warmherzige Gelassenheit ebenfalls aus. Jede:r soll im Loppis etwas finden und darf ganz in Ruhe schauen und probieren. „Uns ist es überdies eine Herzensangelegenheit, Qualität zu bezahlbaren Preisen anzubieten“, sagt Daria. Zum Sortiment gehören hochwertige skandinavische Labels wie noa noa und gudrun sjöden. Die Loppis-Fans schätzen aber ebenso die handverlesenen Deko-Objekte wie Keramik, Kerzenhalter und Holzobjekte für die Küche, die den Geldbeutel schonen. Desweiteren gibt es eine Kooperation mit „Deernskram„. Hinter diesem Namen stecken zwei Frauen, die in Lübeck und Umgebung Flohmarkt-Events für Secondhand-Mode und Accessoires organisieren. Im Loppis werden nun dauerhaft außergewöhnliche Stücke präsentiert, was die ständig wachsende Deernskram-Community sehr erfreut.
 

Die Kunst des Entdeckens bei Loppis

Der Zauber des Ungeplanten macht das Loppis wirklich besonders. Mich überraschte bei meinem Besuch beispielsweise ein Druck meines Lieblingsmalers Marc Chagall. Im Loppis findest du nämlich auch Kunstdrucke und kleine Aquarelle und Gemälde, die zumeist aus Dänemark stammen. Dort wird sehr gern gezeichnet, um die relativ lange und dunkle Zeit des Herbstes und des Winters drinnen kreativ zu überbrücken. Die Menschen in Nordeuropa seien richtige Freigeister, meint Daria. Menschen, die gern ausprobieren und nicht immer so perfekt sein wollen. Das spiegele sich eben auch im kreativen Design wieder. Die besten Stücke finden Daria und Frank auf ihren Reisen in kleinen Galerien und Manufakturen.

„Die besten Dinge im Leben findet man, während man nach etwas ganz anderem sucht.“

Lawrence Block

Nomen est omen in Lübeck

Der Name Daria stammt übrigens aus dem Polnischen und bedeutet „Geschenk“. Er leitet sich vom slawischen Wort „dar“ ab, das ebenfalls „Geschenk“ oder „Gabe“ bedeutet. Was das mit dem Loppis zu tun hat? Für mich liegt das klar auf der Hand. Darias Name passt zu ihrer Leidenschaft, besondere Secondhand-Schätze im Loppis weiterzugeben. Damit macht sie sich und uns jeden Tag ein Geschenk. Wirf am besten einen Blick auf den Loppis-Instagram-Kanal. Die Inhaber:innen stellen dort regelmäßig einzelne Objekte vor. Ich verlasse das Loppis schließlich mit einem Teelichthalter „Snowball“ der traditionsreichen Glasmanufaktur Kosta Boda, von dem ich gar nicht wusste, dass ich ihn sehr dringend brauchte!

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Barbara Schwartz

Kennst du das auch? Du kommst an einer Inschrift, einer Skulptur oder einer Gedenktafel vorbei und musst einfach stehenbleiben, um herauszufinden, was es damit auf sich hat? So geht es mir. IMMER! „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.“ Ich kann Goethe an dieser Stelle nur hundertprozentig zustimmen. Genau deshalb möchte ich nie aufhören, das nur scheinbar Unwichtige aufzuspüren, Zusammenhänge zu erkennen, Neues zu erfahren und Menschen und ihren Geschichten auf die Spur zu kommen. Okay und zu lange Sätze zu schreiben .. . Und neue Sprachen zu lernen natürlich ...

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