Adelheid hätte es geliebt: das Café, das ihren Namen trägt und sein unvergleichlich charmantes Interieur. Ja, Fräulein Brömse hat es tatsächlich gegeben. Die älteste Tochter des ehemaligen Bürgermeisters Heinrich Brömse war ab 1517 als Äbtissin des St. Johannis-Klosters eine einflussreiche Frau. Die Führung eines Klosters war anspruchsvoll, verlangte diplomatisches Geschick und eine hohe Bildung. Religiöse Zentren hatten häufig enge Verbindungen zu Politik und Wirtschaft und prägten das weltliche Geschehen mit. Willensstark war Adelheid und das bringt mich direkt zu den beiden Geschäftsführerinnen des Café Fräulein Brömse, Jana Leitzke und Tanja Wolff.
Ein magischer Ort
Auch diese beiden sind beeindruckende Frauen, die jedoch ganz und gar im Jetzt leben und klare konzeptionelle Vorstellungen davon, wie sich ihr „Fräulein Brömse“ idealerweise präsentieren soll, nämlich als authentischer Ort der Begegnung. Als einladender Ruhepol mit einer Außenterrasse und einem einzigartigen Blick über backsteinrote Altstadtmauern. Als Café, das Köstlichkeiten jedweder Art vorhält: sahnetortig und schokoladig, Lactose- und Glutenfrei, fruchtig und vegan.
Verborgen hinter Beichthausmauern
Das ein wenig versteckt im Innenhof des Europäischen Hansemuseums liegende Café ist ein wahrer Schatz. Es lag mit seinen zwei liebevoll gestalteten Räumen seit Oktober 2020 in einem Schlummer, aus dem Jana und Tanja es zum Glück gemeinsam mit Holger Schubert und Katharina Boye – den Inhabern des beliebten „Kaffeehaus Lübeck“ in der Hüxstraße –geweckt haben. Ebenda lernten sich Jana und Tanja als Kolleginnen kennen und griffen beherzt zu, als sich ihnen die Chance bot, die schlummernde Schöne wachzuküssen und ihr frischen Schwung und neue Ideen einzuhauchen.
Sonntagsgeschirr im Designambiente
Das Café war bis zur Schließung bereits ein Lübecker Herzensort. So erklärt sich auch die große Begeisterung der Gäste über das „zweite Leben“ des Fräulein Brömse. Die Inhaberinnen haben sich zum Ziel gesetzt, behutsam die Vergangenheit des Hauses zu bewahren und doch gleichzeitig innovativ und kreativ Neues zu gestalten.
So blieb aus Adelheids erstem Café-Leben Omas Sonntagsservice. Das „Porzellan für gut“, das in der Zeit des Wirtschaftswunders nur zu den wichtigsten Lebensanlässen aus dem Schrank genommen wurde. Wobei: im Café steht nicht einfach nur ein Service, sondern ein buntes Sammelsurium von Kaffee- und Teetassen, goldumrandeten Kuchentellern und Kännchen in filigranem Dekor, das – kaum, dass man Platz genommen hat – unmittelbar Anlass zu Gesprächen gibt: „Also, das Muster kenne ich, das hatte meine Großtante Hildegard auch.!“ „Schau mal, ist das nicht das Rosenmuster, das Cousine Brigitte als 24-teiliges Service hatte?“ Sofort kommt da dieses Gefühl von Zuhause, von Geborgensein, von „das ist auch meine Vergangenheit“ auf. Geblieben ist auch manch liebevoll ausgewähltes Detail wie die Schlüsselquaste am antiken Vertiko. Die fällt mir sofort ins Auge, denn solche hingen auch bei meinen Großeltern an den Kleiderschränken. In wohltuendem Kontrast dazu – elegant geschwungene lederbezogene Stühle, minimalistische Deckenleuchten, warme Wandfarben.
Barista-Duo trifft auf Konditormagierin
Tanja und Jana haben ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. Jana ist in die Kaffeewelt so reingerutscht – wie sie sagt. Sie liebt es, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und den Gästen mit unaufdringlichem, jedoch jederzeit aufmerksamem Service mit kleinen Glücksmomenten zu verzaubern. Tanja hat es nach der Ausbildung zur Hotelfachfrau in die Welt hinausgezogen. Umtriebig und immer neugierig auf neue berufliche Chancen sammelte sie wertvolle Erfahrungen, die sie nun ins Café Fräulein Brömse einbringen kann. Ihr ist es wichtig, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen.
Echt sein, ehrlich sein, authentisch sein. Diese Attribute sind beiden Frauen Leitfaden und Anspruch.
Als versierte Baristas kennen sie natürlich die Geheimnisse der Kaffeebohne und deren perfekten Mahlgrad. Je nach Art, Sorte, Anbau, Aufbereitung, Röstung und Zubereitung bildet sich nämlich das Geschmacksprofil des Kaffees aus. Ob schaumiger Cappuccino, kräftiger Espresso oder sahniger Latte Macchiato gewünscht wird – Tanja und Jana sind wahre Künstlerinnen ihres Fachs Die beiden ergänzen einander perfekt, scheint mir. Wobei das Duo ehrlicherweise ein Trio ist. Nichts ginge nämlich ohne Natalie Schulz, die Konditormeisterin, die in der kleinen Backstube nebenan die herrlichsten Kreationen zaubert. Sie übersetzt Tanjas und Janas Ideen in leckeren Teig, in stimmige Kompositionen, die die Brömse-Gäste verzaubern: – Kicherbrownies, Apfel-Sahne-Baiser, Käsekuchen, Schokomoussetorte mit Maracujakern oder Cakeballs Schoko-Quinoa.
Mein gar nicht mehr so heimlicher Favorit
Zu einem wahren Geheimtipp des Cafés haben sich Natalies vegane Franzbrötchen entwickelt. Diese karamell-zimtige Hefeköstlichkeit nach veganem Rezept ist megalecker. Das knusprige Gebäck geht ja zum Glück immer – ob zum Frühstück oder zum Nachmittagskaffee. Ich habe mich dabei gefragt:
Lässt sich Glück kneten?
Klick mal in die zwischenzeilen story.
Direkt aus Natalies Küche.
Natalie sei Dank, gibt es bereits wenige Wochen nach der Wiedereröffnung eine Reihe von Franzbrötchen-Addicts. Und ich sage euch: es werden garantiert noch mehr. Die Karte wird in Kürze um Frühstücksangebote und einen täglichen Mittagstisch erweitert. Natalie werkelt an zuckerfreiem Backwerk. Auch dies ein Trend, den die Führungsfrauschaft des Cafés aufgreifen möchte. Die Datteln sind schon bestellt.
Aktuell ist das „Fräulein“ für euch täglich von 11.00 – 18.00 Uhr geöffnet. Schaut am besten bei Instagram oder Facebook vorbei, um keine Neuigkeiten zu verpassen.
Es sieht so schön und attraktiv aus.
Ja wirklich. Ein Gewinn für unsere Stadt. Liebe Grüße