Eine Sandsteinplakette von 1617 am Haus Weberstraße 1 zeigt zwei Waisenkinder in zeitgenössischer Kleidung und in betender Haltung. Es erinnert an das kurz nach der Reformation im Jahre 1546/1547 gegründete Waisenhaus, das eine der ersten sozialen Einrichtungen der Stadt war.
Nach einer schrecklichen Hungersnot infolge eines eisig kalten Winters und einer nachfolgenden Lebensmittelknappheit mussten sich vielen Menschen sogar von Baumrinde und Gras ernähren. Seuchen griffen um sich. Viele Kinder verloren ihre Eltern und blieben mittellos zurück. Die Lage war nicht nur in Lübeck dramatisch.
Die Lübecker Fürsorgeeinrichtung wurde zunächst in der Mühlenstraße eingerichtet. 1557 erfolgte der Umzug in das Gebäude des Michaeliskonvents. Aufgenommen wurden – ehelich geborene – Kinder ab 8 Jahren, die zwei Fürbitter hatten. Sie wurden dort unterrichtet und blieben üblicherweise bis zur Konfirmation. Die Kinder trugen eine Tracht, die mit dem Kreuz des Michaeliskonvents versehen war.