An der Fassade des Drägerhauses in der Königstraße 9 siehst du ein Relief aus dem Jahr 1716, das einen Reiter mit einem Glas in der rechten Hand zeigt. Es erinnert an einen Verrat. Diese historische Begebenheit verbirgt sich hinter dem Relief:
Die Knochenhauer waren Unternehmer, die bereits im Mittelalter das Bild der heutigen Fleischhauerstraße prägten und im Land herumkamen. Sie kauften Schachtvieh auf und trieben es nach Lübeck. In ihrem Auftrag arbeiteten die Küter, die direkt an der Wakenitz ihr blutiges Geschäft betrieben. Fleisch stellte ein teures Nahrungsmittel dar, weshalb der Fleischhandel mit relativ hohen Einnahmen verbunden war. Hinzu kam ein Anstieg des Fleischkonsums und damit des Verdienstes der Knochenhauer nach der Pest-Epidemie in der Mitte des Jahrhunderts. Die meisten Fleischhauer waren Hauseigentümer, viele waren zu Reichtum gekommen. Nur mitbestimmen durften sie – wie auch alle anderen Handwerker – in der Stadt nicht. Der Rat war fest in der Hand der Kaufleute. Schon für das Jahr 1380 wird ein erster Bericht über „Lerm“ in Lübeck in den Archiven verzeichnet. Damals wurde aber im Kloster von St. Katharinen noch verhandelt. 1384 spitzte sich die Lage zu: unter Führung des erfolglosen Kaufmanns Hinrich Paternostermaker planten rund 60 Handwerker darunter rund 30 Knochenhauer einen Umsturz.
Die Aufständigen hatten einander geschworen, niemandem von der Tat zu erzählen. Einer von ihnen haderte jedoch mit dem grausamen Plan, die Ratsmitglieder nebst Familienangehörigen zu töten. So ersann er eine List. Er ritt zum Haus des Bürgermeisters, ließ sich ein Getränk bringen und berichtete dem Glas vom geplanten Aufstand. Der Rat nahm blutige Rache: mindestens achtzehn Männer wurden geköpft, gerädert und/oder gevierteilt. Sogar Heinrich „Paternostermacher“, der im Gefängnis Selbstmord beging, wurde noch als Toter als Verräter auf das Rad geflochten.