Im Himmel über Lübeck

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Stefan Gehrhardt

Heute nehmen wir dich für die Lübeck ZWISCHENZEILEN auf eine Ballonfahrt durch den Himmel über Lübeck mit. Die Hansekönigin besticht nicht nur mit ihrem historischen Stadtbild. Eingebettet in eine abwechslungsreiche Landschaft aus Wäldern, Feldern, Wiesen und Mooren und kreuz und quer durchzogen von Gewässern, macht Lübeck auch von oben aus betrachtet eine ausgesprochen gute Figur.

Glücklicherweise liegt hier der Heimathafen eines der wenigen Heißluftballonbetriebe Norddeutschlands: Geo – Die Luftwerker. Schon seit 1994 unternehmen die Luftwerker Ausflugsfahrten über Lübeck und Umgebung. Ballonfahrten sind an etwa 180 Tagen des Jahres möglich. Unten am Boden beraten die Luftwerker um Geschäftsführer Robert Meyknecht beim Einkauf von Heißluftballons, unterstützen beim Design und Instandhaltung und bieten den einzigen „Luftfahrt-TÜV“ Norddeutschlands. Außerdem sind sie in der Eventbranche zu Hause. Die Materialien der Heißluftballons eignen sich auch zum Messebau und als Werbeträger und fanden sogar in weltberühmten Kunstprojekten Verwendung. Erinnerst du dich an Christo, der unter anderem den Berliner Reichstag verhüllte? Richtig! Auch mit Christo steckten unsere Lübecker Luftwerker unter einer Decke.

Eine Ballonfahrt ist zugegebenermaßen kein ganz kostengünstiges Vergnügen, aber ein unvergessliches Erlebnis für den passenden Anlass. So wie der runde Geburtstag meines Freundes. An einem goldenen Frühlingsabend im Mai radelten wir zur Geo-Unternehmenszentrale Hinter den Kirschkaten 10. Dort wurden wir von Felix Dickenberger in Empfang genommen – unser Pilot für diesen Abend. Dass Felix für seinen Job brennt, wurde schnell klar. Bereits während seines Logistikstudiums in Hamburg hatte er für die „Luftwerker“ gejobbt, um nach seinem Abschluss als Projektleiter für Messebau und Kunstprojekte einzusteigen. Dabei arbeitete er 2021 mit Christo an dessen letztem Projekt, der Verhüllung des Pariser Arc du Triomphe. Nebenbei machte er seinen Pilotenschein.

Leichter als Luft

Nach einer kurzen Einweisung fuhren wir in den Drägerpark. Wir waren eine kleine Gruppe von Mitfahrenden aufgeteilt auf zwei Ballons. Das gesamte Abendprogramm sollte etwa fünf Stunden dauern. „Ballonfahren ist ein Teamsport“, belehrte uns Felix und zeigte uns, wie wir beim Aufbau unterstützen konnten. Kurz darauf nahmen wir unsere Plätze im Korb ein. Über uns hing der mächtige Ballon, in dessen riesenhaften Leib Felix Salven von Gas abbrennen ließ. Sanft und scheinbar schwerelos hoben wir ab.

Unter uns schmolz die Wiese des Drägerparks zusammen und wir gewannen schnell an Höhe. Die Abendsonne befreite sich aus einer Wolkenbank. Lichtbalken wanderten über die sieben Türme der Altstadtkirchen und zwischen den Dächern St. Gertruds blitzten die Wasserflächen auf wie geschmolzenes Metall. Der Anblick schien einem Gemälde zu entstammen. Geräuschlos fuhren wir südwärts, dem Verlauf der Wakenitz folgend. Ein Heißluftballon fliegt nämlich nicht. Da er im Gegensatz zum Flugzeug ohne Flügel auskommt und sein Gewicht leichter ist als das der verdrängten Umgebungsluft, spricht man vom Ballonfahren. Abgesehen vom gelegentlichen Abbrennen des Gases ist die Ballonfahrt völlig ruhig, was das Gefühl der Schwerelosigkeit verstärkt.

Ein sprichwörtlich erhebendes Gefühl. Eine Mischung aus Frieden, Ruhe und Euphorie breitete sich in mir aus. Wir trugen ein glückliches Lächeln im Gesicht, aber auch unser Pilot strahlte. Kann man dieses Jobs jemals müde werden? Vielleicht ist es die Reaktion seiner Passagier:innen, die Felix ebenso glücklich erscheinen ließ, wie wir uns fühlten.

Langsam rotierend schraubten wir uns weiter in die Höhe, bis sich Lübeck unter uns ausbreitete wie auf einer Landkarte. Da waren die von Wasser umschlossene Altstadtinsel, die Wallhalbinsel, das Burgtor und das Holstentor. Die Wasserflächen von Wakenitz und Trave erschienen fast schwarz im weichen Abendlicht. Die vorherrschende Farbe war jedoch das satte Frühlingsgrün der vielen Parkanlagen. Ein Schatten zog über uns hinweg, als uns der zweite Ballon passierte und dabei kurzzeitig die Abendsonne verdeckte. Die Reihenhäuser St. Jürgens wirkten so wohlgeplant wie eine Spielzeugstadt. Dazwischen erstreckten sich Reihen von ordentlichen Gärten und jeder von ihnen, dachte ich, bot einer eigenen kleinen Familienwelt eine Heimat.

Wir passierten die letzten Eigenheimsiedlungen und segelten über die Wiesen und Felder südlich der Stadt. Organisch geschwungene Traktorspuren in gelben Rapsfeldern schlossen sich an – nur durchbrochen von grünen Laubwäldern und Wasserflächen, in denen sich unser Heißluftballon spiegelte.

„Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein“

Reinhard Mey

Welche einzigartigen Anekdoten mag eine derart magische Himmelsfahrt wohl heraufbeschwören? Felix berichtete von Heiratsanträgen, aber auch von Fallschirmsprüngen und letzten Wünschen. In Deutschland, Finnland, Saudi-Arabien und Österreich sei er bereits Ballon gefahren. Die schneebedeckten Alpen hätten es ihm angetan. Dennoch habe Lübeck immer einen besonderen Platz in seinem Herzen. Die Kombination einer pittoresken, mittelalterlichen Altstadt mit ihren Flüssen und der nahen Ostsee mache unsere Hansestadt einzigartig.

Aufgrund unseres nordisch unberechenbaren Wetters kann nicht jede Heißluftballon-Fahrt stattfinden wie geplant. Eine Startgarantie gibt es nicht und angehende Ballonfahrer:innen müssen Flexibilität beweisen, wenn sich ein Start verschiebt. Gästen von außerhalb empfiehlt Felix, bei gutem Wetter spontan nachzufragen und gegebenenfalls „am Korb“ zu zahlen, wenn die Fahrt tatsächlich durchgeführt werden kann.

Die Landung

Nach etwa 90 Minuten fand unsere Abenteuer ein Ende. Im letzten Tageslicht landeten wir auf einem Feld zwischen Beidendorf und Krummesse. Es folgte ein amüsantes Ritual, dessen Wurzeln auf die historischen Anfänge der Ballonfahrt zurückgehen. Mit Sekt, einer feierlichen Ansprache und der Verleihung von Urkunden wurden wir kurzerhand in den Adelsstand erhoben. Als wäre das noch nicht genug, wurde uns augenzwinkernd der Besitz der überflogenen Ländereien übertragen.

Um diese traditionelle Ballontaufe ranken sich verschiedene Geschichten. Der Heißluftballon ist das älteste Luftfahrtzeug der Welt. Im November 1783 ließen die Brüder Montgolfier ihren ersten „Versuchsballon“ über Paris aufsteigen. Nicht nur das einfache Volk, sondern auch der französische König Louis XVI soll von diesem Anblick derart beeindruckt gewesen sein, dass er sowohl die Ingenieure als auch die beiden Ballonpiloten Jean-François Pilâtre de Rozier und François d’Arlandes kurzerhand in den Adelsstand erhob. Zusätzlich vermachte er ihnen die überflogenen Gebiete. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.

Gegen 22 Uhr fuhren wir frisch gebackenen „Himmelsaristokraten“ müde, aber außerordentlich zufrieden nach Hause, dankbar für ein unvergessliches Erlebnis.

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Wenn du mehr über Geo – Die Luftwerker und Heißluftballons erfahren möchtest, empfehle ich dir den HanseCast vom 19. April 2024. In dieser Episode unterhält sich Gastgeber Julius Bülow mit unserem Piloten Felix Dickenberger über dessen Arbeit bei Geo – Die Luftwerker und seine Kooperation mit Christo: Der HanseCast – Felix Dickenberger (geo – Die Luftwerker) von Der HanseCast (spotify.com)

Wenn du eine Ballonfahrt oder einen Gutschein buchen oder mehr über das Unternehmen erfahren willst, besuche bitte die Website von Geo – Die Luftwerker: Heißluftballone, Heißluftschiffe, Werbebanner und mehr: geo – Die Luftwerker

Möchtest du mehr sehen? Tolle Bilder aus luftigen Höhen findest du auf den sozialen Medien der „Luftwerker“:
Facebook: geo – Die Luftwerker
Instagram: @geodieluftwerker

Gerade hatten wir die Altstadtinsel passiert und schon kam die Wakenitz in Sicht, die durch die herrlichen grünen Stadtteile Eichholz und St. Jürgen stadteinwärts mäandert. Dank dieser wildromantischen Natur ist Lübeck auch außerhalb des historischen Stadtzentrums unglaublich lebenswert.

Südlich der Stadtgrenze schließen sich Wiesen, Felder, Wälder und ausgedehnte Mohrgebiete an. Lübecks Umgebung bietet einen großen Reichtum an Ausflugsmöglichkeiten, die wir unter anderem hier beschreiben.

2 Gedanken zu „Im Himmel über Lübeck“

  1. Der Beitrag ist so wundervoll geschrieben, man kann sich so gut in die Situation hereinversetzen. Danke, dass ich „mitfliegen“ durfte! Außerdem sind es wieder nur wunderschöne Fotos!

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Stefan Gehrhardt

Aufgewachsen an der Ostseeküste, bin ich 2021 nach Lübeck – und damit zurück nach Norddeutschland gezogen. Dazwischen lagen Stationen in unter anderem Island, Schweden und Berlin. An meiner neuen hanseatischen Heimat reizt mich besonders die einzigartige Kombination von Geschichte, Kultur und Natur. Mit dem frischen Blick des neu Hinzugezogenen entdecke ich regelmäßig Neues. Ganz besonders spannend finde ich die vielen – nicht nur geschichtlichen – Parallelen zu meiner skandinavischen Wahlheimat.

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