La Havanna Bar Lübeck

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von:

Barbara Schwartz

Kubanisches Lebensgefühl unter Treppengiebel

Vor kurzem lud uns Ilona Ruiz Valdes für einen Blogbeitrag in den Lübeck ZWISCHENZEILEN in die La Havanna Bar in die Engelsgrube 56 ein. Diesen traditionsreichen Ort hatten wir bereits als Tipp in unseren Artikel 7 Bars in Lübeck aufgenommen. Allerdings hatten wir damals nicht länger mit Ilona oder Hector Ruiz Valdes gesprochen. Und du weisst ja, dass wir in unseren ZWISCHENZEILEN sehr gern jene Menschen sichtbar(er) machen möchten, die hinter den Fassaden der Altstadthäuser für die Lebendigkeit des UNESCO Welterbes sorgen. So war es gar keine Frage, dass ich Ilonas Einladung umgehend folgte. Nach fast zwei Stunden angeregter Unterhaltung über das La Havanna, das Leben und die Welt kehrte ich ins Büro zurück. Den Kopf voller Geschichten. Ilona ist nämlich ein solch übersprudelnder und lebenskluger Mensch, der so viele Abenteuer erlebt hat, dass ich meine Notizen erst einmal sortieren musste. Blicken wir also gemeinsam in die Engelsgrube und das La Havanna.

Englandfahrergrube

Der Name Engelsgrube hat mit Engeln nichts zu tun – auch wenn man das vermuten könnte. Der Straßenname stammt aus einer Zeit, in der Lübecks Kaufleute regen Handel mit England trieben. Bereits für das 13. Jahrhundert ist dies belegt. Eines der vier Kontore der Hanse, der Stalhof, befand sich in London. Der Seehandel bestimmte den Alltag der Menschen, die hier – in der englischen Grube – lebten: Handwerker, Seeleute, Hafenarbeiter.

Viele der Häuser liegen heute unterhalb des Straßenniveaus, weil die Straße vor der Jahrhundertwende aufgeschüttet wurde. So steigst du an manchen Stellen über ein paar Stufen hinab – und gleichzeitig zurück in die Geschichte. Kaum eine Straße in der Lübecks Altstadt hat so viele Gänge und verwinkelte Durchlässe wie die Engelsgrube. Ein Mikrokosmos für sich. Und auch das Haus Engelsgrube 56 hat das Antlitz der Straße seit Jahrhunderten mitgeprägt.

Kubanische Lebensfreude in Lübeck: Die La Havanna Bar in der Engelsgrube – eine einzigartige Story von Liebe, Salsa & lebendiger Altstadt

Ein Haus, viele Kapitel

Im Gebäude mit dem Treppengiebel hat man schon gebacken, gelagert, geschraubt und verkauft. Bereits 1297 wird das Grundstück erstmals erwähnt – damals gehörte es zu einem Kloster bei Riga. Später diente das Gebäude als Lagerhaus in der Hansezeit, als Backstube in strategisch feuerfester Ecklage, als Lichtfabrik, Autowerkstatt, Kolonialwarenladen. 1970 war das spätgotische Treppengiebelhaus mit Mitteln der Possehl-Stiftung aufwendig restauriert worden – außen originalgetreu, innen mit behutsamen Eingriffen. Geblieben ist bis heute der Charme des Dielenhauses.

Kubanische Lebensfreude in Lübeck: Die La Havanna Bar in der Engelsgrube – eine einzigartige Story von Liebe, Salsa & lebendiger Altstadt

Das leben ist das mit den Farben

Die La Havanna Bar war nie als Geschäft geplant – eher als Liebeserklärung. Die Geschichte beginnt mit einer Begegnung, die das Leben einiger Menschen verändert hat: 2004 trafen sich Ilona und Hector auf Kuba. Was sich wie ein Klischee anhört – blonde Norddeutsche trifft einen Mann mit der Sonne der Karibik im Blick – hat Ilona in ihrem Buch La Havanna: Eine deutsch-kubanische Geschichte humorvoll geschildert. Von Beginn an entspann sich zwischen ihnen weit mehr als ein Urlaubsflirt unter Palmen. Nach wenigen Tagen war Ilona bereits wie selbstverständlich ein Mitglied von Hectors großer Familie. Es folgte Hectors Gegenbesuch in Lübeck. Im Juni 2005 wurde geheiratet und aus dieser Verbindung entwickelte sich eine gemeinsame Vision. Eher en passant, muss man sagen.

Kubanische Lebensfreude in Lübeck: Die La Havanna Bar in der Engelsgrube – eine einzigartige Story von Liebe, Salsa & lebendiger Altstadt

La Havanna – Wer nix wird, wird Wirt

Am Nikolaustag 2007 startete das deutsch-kubanische Paar in der Engelgrube 56. Ilona und Hector hatten damals gar nicht aktiv nach einem Ort gesucht, um eine Bar zu eröffnen. Schließlich hatten sie keinerlei Gastroerfahrung: Ilona ist gelernte Kauffrau und eine erfahrene Eventmanagerin, Hector ein studierter Tanzlehrer und gelernter Koch. Aber irgendwie führte eins zum anderen: ab 2005 hatte Hector erste Salsa-Kurse in Lübeck angeboten und einen Nerv getroffen. Die Zahl der begeisterten Tänzer:innen wuchs. Ein Freund hatte das Haus Engelsgrube 56 erworben und suchte nach einem Betreiber für die Lokalität im Erdgeschoss. Warum also nicht das Experiment wagen? Denn genau das war es zu Beginn. Eine Art „Hobby“, denn Ilona und Hector haben seit dem Start ihre Vollzeit-Berufstätigkeit nie aufgegeben. Aus dem Experiment wurde eine nun schon fast 20 Jahre währende Leidenschaft. Ein Herzensprojekt, das gewachsen ist – und mit ihm eine große, lebendige deutsch-kubanische Patchworkfamilie. Ilona und Hector verbindet bis heute ein tiefes Verständnis füreinander, das die Jahre überdauert hat. Auch die Krisen, die es natürlich gab.

Kubanische Lebensfreude in Lübeck: Die La Havanna Bar in der Engelsgrube – eine einzigartige Story von Liebe, Salsa & lebendiger Altstadt

Die kleinste Botschaft Kubas

Ilona und Hector sind zwei warmherzige Menschen, die sich in ihrer Unterschiedlichkeit perfekt ergänzen – sie mit klarem Blick und Organisationstalent, er voller Kreativität, Tatendrang und Rhythmus im Blut. Was sie einte, war auch der Wunsch, einen Ort, zu schaffen, der das Beste aus beiden Welten vereint. Ohne viel Aufhebens darum zu machen, leben sie ein Vorbild: jeden Menschen aufzunehmen und so anzunehmen wie er ist. In der La Havanna Bar fühlst du dich vom ersten Moment an willkommen. Sie ist ein geschützter Raum, in dem Herkunft, Alter oder Status keine Rolle spielen. Nur der Moment zählt. Und die Musik. Dies weiß auch die „La Havanna Familie“ zu schätzen. Viele Gäste sind nämlich längst Freund:innen geworden, die tatkräftig unterstützen, wenn Hilfe gebraucht wird. Wie auch in der schwierigen Corona-Zeit. Es ist nicht zuletzt der „La Havanna Familie“ zu verdanken, dass dieser besondere Ort erhalten blieb, an dem Che Guevara und Fidel Castro in der historischen Diele auf die Tanzenden blicken.

Kubanische Lebensfreude in Lübeck: Die La Havanna Bar in der Engelsgrube – eine einzigartige Story von Liebe, Salsa & lebendiger Altstadt

Ach ja: eigentlich hätte ich mehr Fakten präsentieren wollen: welche Cocktails es gibt… Welche Kurse wann laufen… Salsa, Bachata, Reggaeton, Kizomba… Ganz ehrlich: das hab ich mir nicht notiert. Ich war zu fasziniert von Ilonas Geschichten von Babalaos, kubanischer Lebensfreude und vom Mut, einfach anzufangen.

Tanzen? Sehr gern!
📍 Do–Sa ab 21 Uhr: freies Tanzen
💃 Kurse, Workshops und Partys „A Fuego“
🌐 Weitere Infos unter: lahavanna-luebeck.de

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Barbara Schwartz

Kennst du das auch? Du kommst an einer Inschrift, einer Skulptur oder einer Gedenktafel vorbei und musst einfach stehenbleiben, um herauszufinden, was es damit auf sich hat? So geht es mir. IMMER! „Man erblickt nur, was man schon weiß und versteht.“ Ich kann Goethe an dieser Stelle nur hundertprozentig zustimmen. Genau deshalb möchte ich nie aufhören, das nur scheinbar Unwichtige aufzuspüren, Zusammenhänge zu erkennen, Neues zu erfahren und Menschen und ihren Geschichten auf die Spur zu kommen. Okay und zu lange Sätze zu schreiben .. . Und neue Sprachen zu lernen natürlich ...

Nix verpassen.