KulturTafel Lübeck

Geschrieben am:

von:

Kristine Goddemeyer

Lübeck und ich. Uns verbindet eine eher späte, dafür umso intensivere Liebe! Ich bin in Lübeck geboren und aufgewachsen. So schön meine Kindheit und Jugend hier auch waren, stand immer fest: Nach dem Abitur geht’s hier weg. Und zwar schnell!

Irgendwann zurück nach Lübeck ziehen? Ohne mich! Aber nach fast zwei Jahrzehnten in der Ferne setzte allmählich ein Umdenken ein: Warum eigentlich nicht? Klar, die Stadt ist überschaubar, aber braucht es wirklich eine Großstadt, um Kunst und Kultur auf hohem Niveau erleben zu können? Definitiv nicht!

In Lübeck ist kulturell so viel los, dass man manchmal fast Schnappatmung bekommt: Gehe ich am Wochenende ins Theater oder Konzert, besuche ich das Straßenfestival oder lieber die Museumsnacht? Denn alles gleichzeitig geht nicht. Lübecks Kulturangebot ist vielfältig und bunt, spannend und mutig, innovativ und überraschend. Ich nutze es intensiv, gehe zum Beispiel immer wieder gerne ins Theater Combinale. Ein kleines Privattheater auf der Altstadtinsel, das mit viel Leidenschaft und Herzblut geführt wird.

Wenn ich es etwas größer haben möchte, lande ich im Theater Lübeck, unserem wunderschönen Stadttheater. Steht mir der Sinn nach Musik (und es ist zufällig gerade Sommer) besuche ich die Konzerte des Schleswig-Holstein Musik Festivals. Und auch mein Bedürfnis nach Jazzmusik wird hier gestillt: Im Juni findet JazzBaltica, das maritime Jazzfestival an der Ostsee, statt. Und in den anderen elf Monaten des Jahres komme ich musikalisch bei den hochkarätigen Jazzkonzerten im CVJM auf meine Kosten. Und was ist mit Museen? Klar, die gibt es hier auch und zwar gleich eine ganze Menge!

Das Günter Grass-Haus beispielsweise ist immer einen Besuch wert. Und dorthin nehme ich sogar meine Kinder mit. Die finden es super, weil es für die jungen Besucher da ein großes Holzschiff gibt, von dem aus man – mit etwas Fantasie – prima in See stechen kann.

So viel, so gut! Aber was ist mit Menschen, denen die finanziellen Mittel fehlen, um an Lübecks vielfältigem Kulturleben teilzunehmen?

Die Kulturtafel in Lübeck schafft kulturelle Teilhabe

Die Kulturtafel schafft Kulturelle Teilhabe

Empfänger:innen von Bürgergeld oder Grundsicherung können nicht mal eben 30 Euro oder mehr für eine Theater- oder Konzertkarte ausgeben. Genau für diese Menschen habe ich vor einigen Jahren die „KulturTafel Lübeck“ gegründet: Nicht verkaufte Eintrittskarten werden – analog des Prinzips der ‚Tafel‘ – an Menschen mit knappem Budget weitergegeben, die sich den Besuch von Kulturveranstaltungen nicht leisten können. Dadurch wird ihnen kulturelle und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Was das bewirkt? Unglaublich viel!

Die Kulturtafel in Lübeck schafft kulturelle Teilhabe
Theater Saal und Bühne © LTM

Über 2.000 Lübecker:innen nutzen das Angebot und berichten regelmäßig begeistert von ihren Kulturbesuchen:

„Das Theaterstück war ein einmaliges Erlebnis! Es hat noch Tage später in meiner Seele nachgeklungen. Einfach Seelenbalsam!“

„Das Konzert hat mir super gefallen. Es ist total anders, so etwas live zu erleben, als nur die Musik im Radio zu hören. Ich bin so glücklich Kulturelles wahrnehmen zu können, denn ich fand es immer sehr schade, wenn andere von etwas berichteten, was ich mir nicht leisten konnte. Ich habe das Gefühl, endlich wieder am Leben teilnehmen zu können und dazuzugehören!“

Das Angebot der KulturTafel Lübeck ist also weitaus mehr als die bloße Vermittlung gespendeter Eintrittskarten: Sie spricht eine Einladung in das gesellschaftliche Leben unserer Stadt aus, so dass Teilhabe kein theoretisches Recht, sondern gelebte Normalität in Lübeck ist.

„Ich bin so glücklich, hier in Lübeck zu leben: einer Stadt, in der Solidarität großgeschrieben wird und auch uns, mit schmalem Geldbeutel, Teilhabe ermöglicht wird. Das gibt ein so gutes Lebensgefühl!“

So brachte es eine Nutzerin auf den Punkt.

Und ich möchte auch nicht mehr woanders leben.

Schreibe einen Kommentar

geschrieben von:

Kristine Goddemeyer

Kristine Goddemeyer ist gebürtige Lübeckerin und zog nach dem Abitur in die weite Welt hinaus, um mit Mitte 30 umso begeisterter wieder in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Nach ihrem Studium arbeitete sie bei verschiedenen Kulturinstitutionen, u.a. beim Schleswig-Holstein Musik Festival. Aus dem Gedanken heraus, dass jede:r – unabhängig vom Geldbeutel – Zugang zu Kultur haben sollte, gründete sie 2017 die KulturTafel Lübeck, die sie bis heute leitet.

Nix verpassen.