„Wenn ich nicht hier bin, dann bin ich auf dem Sonnendeck.“ war der Sommerhit im Jahr 2001 von Peter Licht. Doch wo ist Hier? Beruflich ist das zumeist schnell erklärt. Ein Bibliothekar gehört in eine Bibliothek. Doch wenn das Bibliothekswesen seiner Arbeit des Sortierens und Organisierens nachgeht und Fragenden die gewünschten Informationen gibt, kommt er nicht zu dem, was Außenstehenden als erstes einfällt: Zum Lesen!
Wasserwanderung Richtung Lübeck
Der Medienkonsum fällt, wie bei den meisten Berufstätigen, in den Bereich der Freizeit. Zumindest vom Frühjahr bis Herbst spielt sich beim Schreiber dieser Zeilen viel davon auf dem Wasser ab. Der Heimathafen in Travemünde hat natürlich eine Stadtteilbibliothek. Und so geht es die Trave zu Berg Richtung Dummersdorfer Ufer für einen ersten Ankerkaffee und Studium der aktuellen Tageszeitung auf dem Tablet mit Blick auf die weichen hügeligen Graslandschaften am Ufer. Nur wenige Minuten hinter dem touristischen Treiben ist man häufig fast allein.
Den Zugang zur Zeitung ermöglicht die Bibliothek mit ihren digitalen Angeboten. Danach geht es an Kücknitz vorbei, wo wiederum eine Stadtteilbibliothek ist, Richtung Schlutup. Das Wetter lädt ein auf’s Sonnendeck und man hört noch das nächste spannende Kapitel im Hörbuch auf seinem Smartphone weiter. Sie ahnen schon, auch hier wird ein digitales Angebot der Bibliothek genutzt. Mitten auf dem Wasser, mitten in grüner Umgebung, mitten in einer Großstadt. Die Wasserwanderung die Trave hinauf läßt die Türme der Altstadt immer näher kommen.
Weiter entlang der Trave
Die Altstadtinsel bietet dem Freizeitskipper einige Anlegemöglichkeiten. Man könnte hier ein Eis essen ein zweites Frühstück genießen oder gar die Stadtbibliothek ganz real besuchen. Regelmäßig gibt es hier Führungen in die alten Säle, wo bereits mit Satzung von 1620 die Bücher allen Lübecker:innen zugänglich waren.
Gegen frühen Nachmittag ist der Lübecker Süden mit Moisling erreicht. Auch da wäre noch eine Stadtteilbibliothek, doch zum Nachmittagstee auf dem Sonnendeck findet sich noch eine Kurzgeschichte auf dem EBook-Lesegerät an. In Papier würde der Stapel ungelesener Bücher (SuB) und der Stapel angefangener Bücher (SaB) schwer wiegen, die „Läsplatta“ (schwedisch für E-Book Reader) bringt auf einem Boot keine Schlagseite. Bis zur ersten Schleuse des Elbe-Lübeck Kanals fährt man immer noch mitten durch die Großstadt.
Die Rückfahrt über die Kanaltrave ermöglicht noch einmal einen Blick zur Wakenitz, dem nächsten Wasserrevier der Lübecker:innen bevor es mit gemütlicher Höchstgeschwindigkeit vorbei am Naturschutzgebiet Schellbruch und dem malerischen Hafen Gothmund zurück nach Travemünde geht.
Die Entscheidung, den Abend auf dem Boot zu verbringen, fällt spontan. Auf dem Tablet liegt noch ein nicht gesehener Film, der nun den Abend beendet. Der Film kommt aus einer Mediathek, Sie ahnen es schon, aus der Bibliothek.
Wasserwandern zum Weltkulturerbe bei den glücklichsten Deutschen – auf der Trave bekommt man den Erholungswert von jeder Seite.
